Abfallwirtschaft: Über Jahre mit Defizit

Von Udo Bartsch 25.04.2018 - 19:01 Uhr

Die Abfallwirtschaft überwindet weite Wege. Unser Bild entstand in Warmensteinach. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

An die Ausschreibung der Müllbeseitigung im Landkreis sind auch politische Hoffnungen geknüpft. So sollen einerseits die Leistungen für die Bürger verbessert werden. Zugleich sollen die Kosten für die Müllbeseitigung sinken. In den vergangenen drei Jahren war die Abfallwirtschaft dem Landkreis ein Draufzahlgeschäft.

Vergleichbare Ausschreibungen in anderen Landkreisen hätten in der Vergangenheit gezeigt, dass der marktwirtschaftliche Wettbewerb deutliche Kostenreduzierungen ermögliche. Ob dies auch für die Zukunft gilt, bleibe abzuwarten, heißt es in der Beschlussvorlage des Landratsamtes. Dahinter verbergen sich harte Zahlen. Nach denen hat der Landkreis bei der Abfallwirtschaft viel draufgezahlt. Das Ergebnis für 2015 weist ein Minus von rund 673.000 Euro, für 2016 von rund 986.000 und für 2017 von rund 432.000 Euro aus.

In diesem Jahr wird ein Defizit von 816.800 Euro erwartet. Das Minus wird in den nächsten beiden Jahren noch wachsen. Für 2019 sind 825.700 und im Jahr 2020 sogar 851.700 Euro eingeplant.

Jahr der Chancen

Das Jahr 2020 ist das Jahr der Chancen für die Abfallwirtschaft im Landkreis. Dann sollen neue Verträge mit den Entsorgungsunternehmen gelten. Die bisherigen Defizite konnten mit Hilfe der Gebührenausgleichsrücklage ausgeglichen wurden. Das ist gängige Praxis bei den Landkreisen. Diese Rücklage ist aber aufgebraucht. Bei der Abfuhr des Restmülls soll nun an der Gebührenschraube gedreht werden. Der Kreistag hat lange gezögert, die Mehrkosten an die Bürger weiter zureichen. Nun ist der Schritt unumgänglich.

Hiery: Karten auf den Tisch

Die Gebühren für den Restmüll waren bereits Thema in der Haushaltssitzung Anfang März. Da hatten die Kreisräte Georg Röhm (Junge Liste) und Hermann Hiery (FDP) über die Erhöhung gesprochen. Weder Landrat Hermann Hübner noch andere Kreisräte äußerten sich dazu. Kreisrat Hiery forderte darauf hin, Hübner möge die Karten auf den Tisch legen.

Ähnlich in den Nachbar-Landkreisen

In diesem Jahr sieht der Kreishaushalt für die Müllbeseitigung Ausgaben in Höhe von 8,5 Millionen Euro. Die Haushalte im Landkreis bringen dafür rund 6,1 Millionen Euro an Gebühren auf. Das teilte Kreiskämmerer Horst Hager auf Anfrage mit. In den Landkreisen Kulmbach und Wunsiedel verhält es sich übrigens ähnlich, wie Anfragen ergaben.

Gebührenvergleich:

Im Landkreis Bayreuth kostet die 60-Liter-Tonne für höchstens drei Personen inklusive Biotonne immer noch 122,40 Euro. Für eine 80-Liter-Tonne für höchstens fünf Personen mit Biotonne müssen 163,20 Euro bezahlt werden.

Zum Vergleich: Der Landkreis Wunsiedel erhöhte seine Müllgebühr am 1. Oktober 2016. Seitdem kostet dort die 60-Liter-Tonne inklusive Biotonne 115,20 Euro. Für die 80-Liter-Tonne sind 168 Euro zu zahlen.

In Stadt und Landkreis Kulmbach waren die Gebühren über Jahre hinweg stabil. Seit 1993 waren sie nicht erhöht worden. Im Jahr 2000 konnten die Gebühren sogar um ein Drittel gesenkt werden. Doch seit dem 1. Januar 2016 müssen die Bürger in Stadt und Landkreis Kulmbach um 14 Prozent höhere Gebühren zahlen. Inklusive Biotonne kostet die Müllabfuhr für einen Ein-Personen-Haushalt 95,91 Euro und für einen Vier-Personen-Haushalt steigt die Gebühr auf 186,58 Euro. Diese Erhöhung beschloss der Kreistag im Dezember 2015.

Geringere Einnahmen in Schwandorf

Als eine der Ursachen für die Mehrkosten bei der Müllbeseitigung nennen die Landkreise die Lage beim Zweckverband in Schwandorf. Der müsse geringere Erlöse beim Stromverkauf verkraften. Die Gelbe Tonne habe mit der anstehenden Gebührenerhöhung nichts zu tun, bekräftigte die Kreisverwaltung.