Dabei argumentiert er völlig unangestrengt, und kaum zu glauben: mit der gleichen fast jungenhaften Frische, mit der er vor zehn Jahren zum ersten Mal in Bayreuth auftauchte und mit seiner ansteckenden Spielfreude das Publikum bezauberte. Inzwischen ist er dreifacher Familienvater, in Europas großen Opernhäusern aufgetreten, unter anderem auch auf dem Grünen Hügel mit einem brillanten David in den „Meistersingern“, und: Er ist immer noch nicht stressresistent gegen das Reisen, das Operngesang auf diesem Niveau automatisch mit sich bringt. Allerdings gibt es für dieses Problem seit 2010 eine gewisse Erleichterung: Norbert Ernst ist nach Jahren der Freiberuflichkeit festes Mitglied im Ensemble der Wiener Staatsoper. Sein David an diesem Haus hatte einen spektakulären Start: Unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann sprang er 2008 für einen erkrankten Kollegen ein – ohne Vorbereitung, in den Pausen bekam er die Regieanweisungen für den nächsten Akt... Sechs Jahre vorher brachte ihm diese Rolle schon einmal Glück: Sie war sein Bühnendebüt, in Düsseldorf, frisch weg von der Hochschule. Jetzt wieder ein Bayreuth-Sommer. Mit neuer Rolle.