60 Pfennig für eine Halbe Bier

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Bei der Sanierung der St. Jakobuskirche Creußen wurde ein 50 Jahre alter Brief gefunden. Foto: Ralf Münch Foto: red

Ein kurioser geschichtlicher Fund ist jetzt bei der Sanierung der Creußener St. Jakobus-Kirche aufgetaucht. Bei Arbeiten im Innenraum, auf der zweiten Empore, haben Bauarbeiter beim Markgrafenwappen einen Brief gefunden.

 
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Pfarrer Achim Peter zeigt das Schreiben, das vor 50 Jahren verfasst wurde. Handschriftlich haben Bauarbeiter bei der letzten großen Sanierung der Kirche auf einem Blatt Papier vermerkt: „Die Kirche wurde Anno 1968 von der Firma O.G. Seidennath Bamberg restauriert.“ Unterzeichnet ist das Schreiben mit den Namen Edgar Stengele, Bamberg; Andreas Rehbhan, Bischberg; Manfred Müller, Staffelbach; Rudi Krause, Hartlanden; Hilmar Martin, Kraisdorf; Helmut Zahleis, Bamberg. Umrahmt ist das alles mit einem Engelskopf – in der Jakobus-Kirche sind an zahlreichen Stellen Engelsköpfe angebracht.

Zwei Münzen aufgeklebt

Und das ist noch nicht alles. Am unteren Ende des Briefes sind zwei Münzen aufgeklebt. 60 Pfennig, mit dem Hinweis „Trinkt a Halbe auf unser Wohl“. Pfarrer Achim Peter ist ganz angetan, von diesem historischen Dokument. „Es ist spannend, dass die Arbeiter damals daran gedacht haben, so einen Brief für die Nachwelt zu hinterlegen“, sagt er. Schon bei der Sanierung des Kirchturms im vergangenen Jahr ist man auf einen historischen Fund gestoßen. „Wir haben dort ganz oben amerikanische Zigaretten von 1945 gefunden“, sagt Peter. Ein Zeichen dafür, dass der Kirchturm damals von den amerikanischen Soldaten zur Feindbeobachtung genutzt wurde.

Die Kirchengemeinde werde die beiden Funde aufheben. Momentan werden sie im Pfarrbüro verwahrt. Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, sollen die beiden Stücke der Allgemeinheit zugänglich gemacht und ausgestellt werden. „Das ist ja ein Stück Geschichte“, so der Pfarrer. Die gelte es zu erhalten.

Firma übergeben

Die Firma O.G. Seidenath gibt es heute nicht mehr. Aber ihr damaliger Chef, der 83-jährige Otto Georg Seidenath, lebt noch. Den Betrieb, eine Kirchenmalerfirma, hat er mittlerweile übergeben. Auch sein einer Sohn ist in dem Metier und hat sich als Restaurator selbstständig gemacht.

An die Restaurierung der Creußener St. Jakobus-Kirche kann sich Seidenath nicht mehr detailliert erinnern, sagt er auf Kurier-Nachfrage am Telefon. „Das ist ja schon so lange her und wir haben so viele andere Kirchen restauriert“, sagt er. Auch von diesem Brief weiß er nichts. „Aber wir haben das öfter gemacht, wenn wir Gebäude restauriert haben, dass wir für die nachfolgenden Generationen Briefe hinterlassen haben“, sagt Seidennath. An die Namen auf dem Brief kann er sich aber noch erinnern. „Die meisten sind aber schon verstorben“, sagt er. Zwei von ihnen, erinnert er sich noch, waren Künstler, die das ganze Projekt begleitet haben. Auch er sagt, dass dieser Brief, der jetzt wieder aufgetaucht ist, ein Stück Geschichte ist.

Altes Rathaus saniert

Aber Seidenath war später noch einmal in Creußen und hat das Alte Rathaus saniert. Dazu hat er als Erstes einen Befundbericht erstellt, was das verwendete Baumaterial und die verwendeten Farben betrifft. „Nach diesem Befundbericht haben wir dann in Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege einen Restaurierungsvorschlag unterbreitet.

Einer der Unterzeichner, Hilmar Martin, hat noch ein paar Erinnerungen an damals. Der heute 66-Jährige lebt noch immer in Kraisdorf und hat damals bei der Firma Seidenath seine Ausbildung als Kirchenmaler absolviert. Danach hat er sich mit einer eigenen Firma selbstständig gemacht, die er inzwischen an seinen Sohn übergeben hat. „Wir waren von Montag bis Freitag zum Arbeiten in Creußen“, sagt er. In welchem Gasthof sie 1968 übernachtet haben, weiß er aber nicht mehr. „Die Sanierung hat etliche Monate gedauert und war sehr aufwendig“, erinnert er sich. Martin hat damals auf der obersten Empore den Stuck frei gelegt und die Striche nachgezogen. Und er kann sich daran erinnern, dass im Zuge der Sanierung Ausgrabungen gemacht wurden und es dabei Knochenfunde gab. Diese stammten von dem Friedhof, der sich mal auf der Nordseite des Kirchengebäudes befunden hat. „Die Knochen wurden damals zur Untersuchung eingeschickt“, erinnert sich Martin. Man habe dann festgestellt, dass sie etwa 160 Jahre alt waren.

Viele sind schon gestorben

Und Martin erinnert sich daran, dass es unter der Kirche einen See gab, auf dem sogar mit dem Boot gefahren werden konnte. „Mehr weiß ich aber auch nicht mehr“, sagt er am Telefon.

Ja, das mit den Briefen wurde öfter gemacht. Auch er kennt noch einige der Namen, die auf dem Schreiben stehen. „Aber die meisten sind schon gestorben, es ist halt sehr lange her.“ An die 60 Pfennig für die Halbe Bier kann er sich nicht mehr erinnern. „Aber das ist schon möglich, dass wir das damals gemacht haben“, sagt er lachend. Viel werde man jetzt aber für den Betrag nicht mehr bekommen.

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