Fußball 60-Fans in Bayreuth: Salto in den Fluss

Von Jakob Neumaier
Gute Stimmung trotz schlechtem Spiel: Die Fans des TSV 1860 München gehen nach der Pokalpleite gegen die SpVgg Bayreuth zurück Richtung Hauptbahnhof. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie kamen, feierten - und haben verloren. Dass die Fans von 1860 München mit einer Poikalniederlage gegen die SpVgg Bayreuth im Gepäck den Heimweg antreten mussten, tat ihrer guten Stimmung keinen Abbruch. Rund um das Hans-Walter-Wild-Stadion blieb alles friedlich. Und das Wetter war gut genug für eine waghalsige Aktion am Roten Main.

 
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Musik hallt von den grauen Wänden wider. Deutschrap-Musik. Ein paar Skater haben das Parkhaus Oberfrankenhalle zu ihrem Gelände auserkoren. Zwei Stunden vor Beginn des Pokalspiels der SpVgg Bayreuth gegen den TSV 1860 München wirkt hier alles fast wie normal.

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Dabei wird bei einem Rundgang durch die Innenstadt klar, dass dieser Tag sicher kein normaler ist. Der Ring ist komplett abgesperrt, Polizeiwagen beherrschen das Bild. Gut eine Stunde vor dem Anstoß beginnt dann der Ausnahmezustand. Vom Hauptbahnhof her ziehen Hunderte von Löwen-Fans Richtung Hans-Walter-Wild-Stadion. Die Massen nehmen ihren Weg über den Ellrodtweg. Dort werden die Gäste dann auch ins Stadion gelassen, gegenüber von der Haupttribüne. So soll das Aufeinandertreffen von rivalisierenden Fangruppen möglichst verhindert werden.

Ganz vermeiden lässt sich das trotz dieser Route aber nicht. Am Schwarzen Steg stimmt eine Münchner Gruppe Schmähgesänge gegen den bekannten Stadtrivalen an, als hinter ihnen ein Trupp Altstädter Fans auftaucht. Sie übertönen die Gäste mit „Oldschdod“-Rufen, eine Flasche fliegt. Zu einer ernsthaften Auseinandersetzung kommt es jedoch nicht. Die Stimmung ist ganz überwiegend friedlich, das Sonnenwetter trägt dazu sicher seinen Teil bei.,

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Inzwischen ist die Parkplatzsituation deutlich problematischer als noch eine Stunde zuvor. Der Hartplatz des 1. FC Bayreuth wurde im Vorfeld zum Parkplatz umfunktioniert. Dort ist nun kein Platz mehr frei. Ähnlich ist das Bild bei allen anderen Parkmöglichkeiten im Bereich vom Volksfestplatz bis hin zur Oberfrankenhalle. Beim Sportzentrum haben sich die Straßen mittlerweile auch gefüllt. Die Löwen-Fans belagern die OMV-Tankstelle in der Albrecht-Dürer-Straße. Dort wird nachgetankt, wenn auch nicht im eigentlichen Sinne. Kurz vor der Partie ist schließlich zu merken, dass der Alkohol- und Adrenalinspiegel gestiegen ist. Der Lärmpegel steigt in der Hammerstatt. Der Spielverlauf tut dann sein Übriges.

Wer denkt, dass die Münchner wegen der Niederlage aggressiv werden, täuscht sich. Im Gegenteil: ein mit blau-weißer Weste und Fanschal dekorierter Mann berichtet gut gelaunt am Handy vom schlechten Spiel und vom tollen Wetter. Manche lassen sich zu tollkühnen Aktionen hinreißen. Offensichtlich stark alkoholisiert, springt ein Löwen-Unterstützer per Salto in den Roten Main. Mit einer kleinen Platzwunde im Gesicht steigt er wieder hinaus.

Der Sonderzug fährt, die Entspannung kommt

Der Münchner Tross fällt wieder bei der OMV-Tankstelle ein. Nachdem alle sich eingedeckt haben, singen sie „Einmal winken für die Polizei“ und ziehen von dannen. Die Ordnungshüter schmunzeln und eskortieren die Menge zurück Richtung Hauptbahnhof. Dort ist das Aufkommen besonders groß. Drei Teenagerinnen gehen durch die Unterführung. Eines der Mädchen sagt zu ihren Freundinnen: „Ein bisschen unwohl fühlt man sich schon.“ Eine ähnliche Gemütslage ist den Polizisten um sie herum anzusehen. Sobald der Sonderzug den Bahnhof verlassen hat, kehrt Entspannung ein.

Gut eine Stunde nach dem Spiel ist fast schon wieder Normalität eingekehrt. Die Parkplätze leeren sich, die Lautstärke in der Hammerstatt ist fast auf Normalniveau. Und im Parkhaus Oberfrankenhalle ist wieder genügend Platz für Skater.

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