51 Dienstjahre bei der Bahn

Von Peter Engelbrecht
Siegfried Sattler aus Auerbach am Bayreuther Bahnhof. Während der 51 Jahre Dienstzeit hat es keinen einzigen Unfall oder Zwischenfall auf der Strecke in
seinem Verantwortungsbereich gegeben. ⋌Foto: Ronald Wittek Foto: red

Siegfried Sattler muss nicht lange nachdenken. Für ihn ist es ein "historischer Tag". Nach 51 Dienstjahren bei der Bundesbahn beziehungsweise der Deutschen Bahn trat er am 31. August in den Ruhestand. Er kann Vieles erzählen.

 
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Für den 65-Jährigen war es ein großes Anliegen, am letzten Tag seines Berufslebens an den Dienstort zurückzukehren , an dem er am 1. September 1965 eingestellt wurde: An den Bahnhof Bayreuth. Hier begann der 14-Jährige als sogenannter Jungwerker seine Berufslaufbahn, hier verabschiedete sich der jetzige Bundesbahnbetriebsinspektor mit einem Weißwurstessen von einer handvoll Kollegen. Natürlich sprach man dabei auch über die "alten Zeiten". Der Tag des Abschieds aus dem Beruf ist für ihn "wie Weihnachten und Aschermittwoch". Doch irgendwann ist Schluss, und damit hat es sich.

Er war Fahrdienstleiter

Nach seiner Ausbildung wurde Sattler vielfältig eingesetzt: Er war Fahrdienstleiter unter anderem in Creußen und Bindlach, Aufsichtsbeamter in Bayreuth. Ab 1990 war er in Bayreuth im Bahnhofsmanagement tätig, zuletzt in Nürnberg in der Dienststelle für Bau- und Anlagenmanagement. Dort wurde ihm am Dienstag, dem vorletzten Arbeitstag, auch eine Dankesurkunde überreicht. 

"Man denkt zurück an die Arbeit", sagt Sattler bescheiden. Die schönste Zeit war für ihn die als Fahrdienstleiter, "man hat sehr viel Verantwortung". Doch irgendwann komme man in die Jahre, könne den Schichtdienst nicht mehr machen.

Gute Kameradschaft

"Unter den Arbeitskollegen hat es immer eine gute Kameradschaft gegeben", erinnert sich der Auerbacher. "Die Eisenbahner sind halt ein eigenes Volk, die halten zusammen", lacht er. Doch die Arbeitsbedingungen waren hart: Er musste rund um die Uhr da sein, die Züge fahren Tag und Nacht, an Wochenenden, dem Heiligen Abend, an Weihnachten, Silvester und Neujahr. Dienst ist Dienst.

Wehmütig spricht Sattler über die frühere Eisenbahnerhochburg Bayreuth mit Betriebsamt, Bahnhof, Bahnmeisterei und Güterabfertigung. Davon sei nicht mehr viel übrig geblieben. Viele der einstigen Arbeitsplätze seien abgebaut oder verlagert worden. "Die Auflösung der Einrichtungen und der Verlust von Arbeitsplätzen war schlecht", erinnert sich der überzeugte Eisenbahner. Während der gesamten 51 Jahre Dienstzeit hatte es keinen einzigen Unfall oder Zwischenfall auf der Strecke in seinem Verantwortungsbereich gegeben, sagt Sattler. Darauf ist er besonders stolz.   

Großes Bahnhofsfest

Einer der Höhepunkte seines Berufslebens war die  erste Fahrt des dieselgetriebenen Intercity auf der Franken-Sachsen-Magistrale über Bayreuth im Juni 2001. Mit einem großen Bahnhofsfest wurde damals die Eröffnung gefeiert, Sattler war bei dem denkwürdigen Ereignis dabei. Weil es Probleme des Herstellers mit der Neigetechnik gab, wurde der Betrieb später wieder eingestellt. "Das lag nicht an der Bahn. Wir haben alles getan, um den ICE nach Bayreuth fahren zu lassen", betont Sattler. Damit verlor die Stadt an Wertigkeit als ICE-Bahnhof und somit auch die Existenz als eigene Dienststelle.   

Vor dem Ruhestand ist Sattler nicht bange. Er hat vier Kinder und vier Enkel, besitzt  ein Haus in Auerbach, das er "hegen und pflegen" muss, ist als Betreuer aktiv im Sportverein im benachbarten Michelfeld. Als  überzeugter Zugfahrer wird er wohl noch die eine oder andere Tour unternehmen. Nach der Devise: Einmal Eisenbahner, immer Eisenbahner. 

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