40 Jahre Universität: Liebe auf den zweiten Blick

Von Norbert Heimbeck

Vor 40 Jahren begann der Lehrbetrieb an der Universität Bayreuth. An diesem Wochenende feiert die Hochschule und lädt die Bayreuther Bürger dazu ein. Die Beziehung hwischen Stadt und Uni ist eine Liebe auf den zweiten Blick.

 
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Bayreuth tut sich schwer mit seiner Universität. Anders als etwa in Bamberg liegt der Bayreuther Campus nicht im Herzen, sondern am Rand der Stadt. Diese räumliche Entfernung sorgt für eine Distanz in den Köpfen, die auch nach 40 Jahren dazu führt, dass Uni und Stadt zwei Entitäten bilden. Leider, möchte man sagen.

Meilenstein

Die Gründung der Universität vor über 40 Jahren ist ein Meilenstein in der Stadtgeschichte. Ähnlich wichtig wie einst der Beschluss Richard Wagners, hier sein Opernhaus zu errichten. Der Vergleich mit der Kultur mag gewagt erscheinen. Aber: Die Festspiele beflügeln die Stadt für wenige Wochen im Sommer, die Aktivitäten der sechs Fakultäten sorgen das ganze Jahr über für Leben. Dass sich Bayreuth schwer tut mit seiner Universität, das hat Geschichte: Schon 1742, als Markgraf Friedrich mit dem Gymnasium Academicum den Vorläufer der heutigen Uni gründete, gab es Ärger zwischen Studenten und Bürgern zuhauf. Damals endete der Uni-Betrieb nach exakt 471 Tagen, der Umzug nach Erlangen folgte. Und was ist daraus Großartiges geworden? Alleine die dortige Ingenieursfakultät ist so groß wie die gesamte Uni Bayreuth.

Aktuell 13.000 Studenten

Rund 13 000 Studenten sind im Jubiläumsjahr 2015 hier eingeschrieben. Sie werden von Teilen der Bevölkerung wahrgenommen als diejenigen, die die Mietpreise in die Höhe treiben, die Busse verstopfen und nachts lärmend durch die Straßen ziehen. Darf man sie darauf reduzieren?

Es ist eine Liebe auf den zweiten Blick, die Bayreuth und die Uni verbindet: 13 000 junge, lebenslustige Frauen und Männer mehr oder weniger in unserer kleinen Stadt – undenkbar für alle, die auch gerne mal feiern. Undenkbar für Vermieter und Einzelhändler. Dazu kommt die Uni als Arbeitgeber: Rund 2300 Mitarbeiter verdienen auf dem Campus ihr täglich Brot. Summa summarum sind das mehr als 15 000 Kunden, Käufer, Restaurantbesucher ...

Spitzenforschung

Tatsache ist, dass an der Uni Spitzenleistungen erbracht werden. Auch wenn die meisten Bayreuther nichts davon merken: die Afrikaforschung, die Polymerforschung, die Ingenieure, Sportökonomen und Juristen tragen den Namen unserer Stadt in die Welt hinaus. Die Uni ruht sich auf diesen Lorbeeren – der „Ökonom Bayreuther Prägung“ ist bei Personalchefs längst zur Marke geworden – nicht aus: Mit innovativen Studiengängen werden neue Studentengenerationen gelockt.

Offen für die Region

Eine Fülle von Angeboten auf dem Campus steht auch den Menschen in der Region offen: Wissenschaftliche Vorträge bei den Stadtgesprächen und beim Universitätsforum; die wunderbare öffentliche Weihnachtsvorlesung, zu der auch schon mal ein Bundespräsident als Referent gewonnen wurde; eine Kinder-Uni, die jedes Jahr im Sommer mehrere hundert Mädchen und Buben begeistert, die Möglichkeit, als Gasthörer den eigenen Horizont zu erweitern. Auch in Sachen Kultur ist die Uni eine Bereicherung: Open-Air-Konzerte von Bigband und Sinfonieorchester am See neben dem Audimax sind ein Muss im Sommer; das Uni-Open-Air, Theateraufführungen und Ausstellungen – das ist oft genug Kunst zum Anfassen, ganz und gar nicht elitär. Und häufig bei kostenfreiem Eintritt. Nicht zu vergessen: Der einzigartige Ökologisch-Botanische Garten zählt jedes Jahr rund 60 000 Besucher. Bundesweit ausstrahlende Veranstaltungen wie der Ökonomiekongress mit 1100 Teilnehmern berühren die Stadt an ihrer sensibelsten Stelle – an der Geldbörse. Die Uni als Wirtschaftsfaktor ist ein viele Millionen Euro schweres Pfund, mit dem Oberfranken wuchern kann. Und gerade jetzt entsteht im Süden des Campus die Zentrale der Technologieallianz Oberfranken, ein Projekt, das mehr als 60 Millionen Euro in die Region spült.

Heute feiert die Universität stolze 40 Jahre Lehrbetrieb mit mehr als 60 Veranstaltungen. Das ist die Einladung der Hochschule an die Bayreuther, „ihre“ Uni zu erkunden. Wir gratulieren schon mal herzlich zum 40. Geburtstag!

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norbert.heimbeck@kurier.tmt.de