Die Liebe zur Wurst: Lässt sich nur schwer in Wort fassen. Wenn Franken Zuneigung zeigen, klingt das anatomisch. "Willkommen in der Herzkammer der fränkischen Bratwurst, die wir im Herzen tragen", sagt Bürgermeister Uwe Raab. Reimt: "Bratwurst, Brot und Bier ist das fränkische Lebenselexier." Der oberfränkische Handwerkskammer-Präsident Zimmer sagt es indirekt: "Das ist die einzige Veranstaltung, die die drei fränkischen Kammern zusammen machen."
Die Stimmung: Ist prächtig. Bei Sonnenschein und diesmal ohne Regen-Pause kommen Tausende in den Wiesweiherpark. Mit Fahrrädern, Hunden, Picknickdecken, Kinderwagen. Wer genug gegessen hat, spielt mit den Kindern nebenan oder schickt sie zur Hüpfburg, fährt mit ihnen Bimmelbahn, setzt sich an die Pegnitz. Über all dem liegt der entspannte Swing der Band Barfly. Das Gedränge ist in etwa so wie im Vorjahr. Die 2000 Sitzplätze waren schon um 11 Uhr besetzt.
Die Nöte der Jury: Landrat Hermann Hübner, Mitglied der Klassik-Jury, musste 16 Wurststückchen beurteilen. Dabei sah er nicht immer glücklich aus. "Ich habe mich auf die Gewürze konzentriert", sagt Hübner. Das Problem: "Die Wurst muss heiß sein. Das ist sie nach zehn Minuten nicht mehr. Ich habe 20 Minuten gebraucht." Was ihn schmerzt: Dass die Bayreuther feinen Bratwürste es so schwer haben. "Die muss man direkt von Grill essen, sonst werden sie schlaff. Und in die Groben kann man mehr reinlegen."
Die leise Milch-Demo: Die etwa 20 Männer und Frauen sind sauer. Kurz vor der Krönung des Bratwurstkönigs ziehen sie Richtung Bühne. Dort steht Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), Mittelfranke, Wurstfreund und Gipfel-Schirmherr und redet über die kulinarischen Genüsse Frankens. Über Bratwurst, Bier, Wein. Das Wörtchen Milch fällt. Mehr nicht. Die Bauern bleiben stumm. Ihre Plakate sagen: "Landwirtschaftsminister, warum lässt du uns im Stich?", "Schmidt, du musst handeln, wir Milchbauern gehen zugrunde." In einem Schubkarren liegen Tetrapacks mit Milch vom Discounter, "die beschissene Lage der Milchbauern". Kein Tropfen Milch fließt, kein Tetrapack fliegt.
Sie wollen eine flexible Mengensteuerung, sagen sie. Dass der Minister umsetze, was die Landesagrarministerkonferenz vor zwei Wochen einstimmig beschlossen habe. Nach der Krönung gibt Schmidt am Kinderspielplatz Interviews. Die Demo nähert sich lautlos. Der Motor seines Dienstwagens läuft schon, als sich zwei Demonstranten nähern. Alfred Gmelch aus Auerbach vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter übergibt ihm eine Resolution, beide sprechen kurz miteinander. "Die Bauern wissen, dass ich mich für sie einsetze und dass ich keine Wunder bewirken kann", sagt Schmidt dem Kurier. Und dem Bauern, dass viele Molkereien, die die niedrigen Preise mitbestimmen, Landwirten gehören. Ein Milchgipfel soll's ändern, verspricht Schmidt.
Das wird 2017 kommen: ein eigener Stand für fränkischen Wein. Bei Bratwurst und Bier hat Bürgermeister Uwe Raab das mit dem Fränkischen Weinbauverbands-Präsidenten Artur Steinmann ausgemacht. Viele Weinprinzessinnen soll er auch mitbringen.
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