300 Arbeitsplätze für Bayreuth

Von Susanne Will
Gelöste Stimmung auf dem neuen Rehau-Gelände: Werner Roder (Geschäftsleiter Bezirk Oberfranken), Martin Wippermann (Geschäftsleitung Rehau-Automotiv), Ulrich Pfeifer (Stadtdirektor), Brigitte Merk-Erbe (Oberbürgermeisterin), Günter Denzler (Bezirkstagspräsident), Angela Trautmann-Janowski (Leiterin Sozialverwaltung), Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein Jahr lang haben sie verhandelt, seit Dienstag ist die Tinte trocken: Der Polymer-Spezialist Rehau wird ein Bayreuther. Die Firma kaufte entlang des Nordrings vom Bezirk ein 2,8 Hektar großes Grundstück, dort soll die Verwaltung und Entwicklung untergebracht werden. Am Donnerstag waren Geschäftsführung, die Oberbürgermeisterin und Bezirkstagspräsident einig: Das ist ein guter Tag für Bayreuth. Es sollen 300 Arbeitsplätze entstehen.

 
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Das erfuhr der Kurier aus sicherer Quelle. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe strahlte. „Es ist ein herausragender Tag für die Stadt und die Region“, denn mit der Ansiedlung des Unternehmens werden hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Wie viele allerdings, sagte Martin Wippermann aus der Rehau-Geschäftsleitung selbst nicht. Der Grund: „Arbeitsplätze sind sehr stark von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängig“, da wollte er sich nicht aus dem Fenster lehnen. Geplant sind allerdings längerfristig 300 Arbeitsplätze. Derzeit wächst das Unternehmen kontinuierlich, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei über drei Milliarden Euro.

Option zur Erweiterung

Bislang gibt es nur die Unterschrift, es existieren noch keine Baupläne oder Modelle. Stück für Stück sollen die 28.000 Quadratmeter bebaut werden. Außerdem gibt es eine Option, weitere 3150 Quadratmeter nach Westen zuzukaufen. Die großen Gewächshäuser, die vom Bezirkskrankenhaus bewirtschaftet werden, müssen versetzt werden – daran beteiligt sich Rehau finanziell.

Branche im Konkurrenzkampf

Bayreuth ist der 171. Standort der Firma. In Bayreuth geht es um den Bereich Automotive, in diesem Geschäftsfeld werden 40 Prozent des Umsatzes gemacht, es unterliegt allerdings einem starken Konkurrenzkampf. Der Kunststoffriese beschäftigt weltweit 20 000 Mitarbeiter.

Drei Jahre dauert etwa die Entwicklung von neuem Plastikzubehör für alle gängigen großen Automarken: Rehau kreiert Stoßdämpfer über Wannen bis hin zu Plastikleisten. Produziert wird an anderen Standorten, in Bayreuth wird entwickelt.

"Wir planen langfristig"

Dazu kommen IT-Systeme, polymere und damit leichte Fahrradrahmen, oder auch „grüne“ Antriebssysteme mit Wasserstoff. Dafür sucht Rehau Fachkräfte – und hat mit der Universität die ideale Brutstätte in direkter Nachbarschaft. Martin Wippermann: „Wir planen langfristig. Wir wollen Azubis ausbilden, die bis zur Rente bei uns bleiben.“

Die Suche nach dem perfekten Standort

Als vor rund einem Jahr Rehau die Fühler nach Bayreuth austreckte, zogen die ersten etwa 40 Mitarbeiter in vorübergehende Büros in der Schlossgalerie und es begann ein hektisches Suchen nach einem geeigneten Standort für viel mehr Arbeitskräfte. Denn da hatte Rehau genaue Vorstellungen: Er sollte urban sein, innenstadtnah, so dass die Mitarbeiter Gelegenheit haben, ihre Mittagspause im Café zu verbringen.

"Herzenssache"

Dass der Standort gefunden werden konnte, wurde von allen Seiten einem zugeschrieben: Stadtdirektor Ulrich Pfeifer, der sich das zur „Herzenssache“ gemacht habe, sagte Brigitte Merk-Erbe. In die Verhandlungen platze der Vorschlag, einen eventuellen Neubau der Graser-Schule dort anzusiedeln. Was damals den Verhandlungspartnern schon klar war: Die Bürogebäude und die Schule hätten beide Platz auf der grünen Oase unterhalb des Bezirksgebäudes gehabt.

Ein undurchsichtiges Lächeln

Martin Wippermann betont: „Der neue Standort in Bayreuth wird nicht dazu führen, dass an anderen Standorten Mitarbeiter gehen müssen – es bleibt, wie es ist.“ Über den Grundstückspreis wurde Stillschweigen verabredet. Der Kaufpreis sei der beabsichtigten gewerblichen Nutzung angemessen, heißt es in einer Presseerklärung.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ist glücklich über den Entschluss. „Er ist ein deutlicher Impuls für den oberfränkischen Arbeitsmarkt.“ Und ein Signal für den Standort, welches umso schwerer nach der BAT-Entlassungswelle wiege. 950 Arbeitsplätze, so viele, wie die BAT streicht, wünscht sich Bezirkstagspräsident Günther Denzler, was Rehau-Geschäftsführungsmitglied Wippermann mit einem undurchsichtigen Lächeln kommentierte.

Nächste Woche werden die baurechtlichen Voraussetzungen in den Gremien des Stadtrats verhandelt. „Dann sollte es zügig gehen“, sagt Merk-Erbe.

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