Turbinenhersteller AAT schließt Werk in Wolfsbach offenbar wegen fehlender Aufträge 30 Arbeitsplätze sind weg

Von Peter Engelbrecht
Bei AAT in Bayreuth-Wolfsbach steht die Produktion still. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Turbinenhersteller Advanced Aerofoil Technologies GmbH (AAT) will sein Werk in Bayreuth-Wolfsbach Ende Juni schließen. 30 Beschäftigte verlieren damit ihren Arbeitsplatz. Was mit der Anlage geschieht, ist unklar.

 
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Ein früherer Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will, berichtete von dem  geplanten Aus. Von Firmenseite war aktuell keine Stellungnahme zu erhalten. Nach dem Klingeln am Eingangstor gestern meldete sich per Sprechanlage eine Frau, die sagte, die Geschäftsleitung wolle momentan kein Statement abgeben, werde sich später melden.

Die Probleme bei der AAT GmbH seien der Stadt bekannt, sagte Pressesprecher Joachim Oppold auf Anfrage. Das Unternehmen habe sein Werk in Bayreuth komplett geschlossen. Hierfür seien ausschließlich unternehmerische Gründe ausschlaggebend gewesen, auf die die Stadt Bayreuth keinen Einfluss habe. Nach Kenntnis der städtischen Wirtschaftsförderung waren zuletzt bei AAT rund 30 Mitarbeiter beschäftigt. Die Wirtschaftsförderung hat dem Unternehmen inzwischen seine Unterstützung bei der Verwertung der Immobilie beziehungsweise bei der Suche nach einer Nachfolgenutzung angeboten. Hierfür stehe sie auch im Kontakt mit der Industrie- und Handelskammer.

Das weitläufige Firmengelände auf dem "Technologiehügel" in Wolfsbach wirkt menschenleer und wie ausgestorben. Produziert wird in dem grauen Fabrikgebäude in der Gottlieb-Keim-Straße 65, das von der vorbeiführenden Bundesstraße gut sichtbar ist, offenbar schon länger nicht mehr. 

Die  Advanced Aerofoil Technologies GmbH ist eine Tochtergesellschaft der gleichnamigen AG, die 2007 in Zürich gegründet wurde. In Bayreuth wurde bis vor kurzem eine Feingießerei für die Herstellung von Gasturbinen, Rotor- und Leitschaufeln betrieben. Der ehemalige Beschäftigte berichtete, dass derzeit noch vier Beschäftigte im Werk quasi als Stallwache tätig sind, um die Strom- und Wasserversorgung der stillstehenden Produktionsanlagen zu gewährleisten. Zuletzt habe es keine neuen Aufträge mit gegeben, sagte der Betroffene. Der Großteil der Beschäftigten habe bereits im Februar seine Kündigung erhalten, viele hätten eine Abfindung akzeptiert. Bereits im vergangenen Jahr habe es wegen Auftragsmangels Kurzarbeit gegeben.

Die Firma habe vor Jahren gut zu tun gehabt, habe in den besten Zeiten teilweise 80 bis 90 Menschen beschäftigt. Die meisten der aktuell 30 Beschäftigten hätten in der Produktion gearbeitet, knapp ein Dutzend in der Verwaltung. Die moderne Produktionsanlage sei 2008 gebaut worden, es sei im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet worden. Beschäftigt waren demnach ungelernte Kräfte und Facharbeiter, aber auch Ingenieure. 

2009 hatte das Unternehmen große Pläne. Bei einem Firmenbesuch des Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk berichteten die Manager stolz von der Produktion der 1000. Gasturbinenschaufel, die in der Vakuumgießerei hergestellt wurde. Diese wurde im Januar 2009 in Betrieb genommen. Die Produktion in einer absoluten Rekordzeit sei nur möglich gewesen, da das Unternehmen in Bayreuth ausgezeichnete Fachkräfte und Fachkompetenz vorgefunden habe, hieß es damals.

Kunden der AAT waren industrielle Anwender, aber auch Stromproduzenten. Auch auf vielen Bohrinseln weltweit seien die Turbinenschaufeln aus Bayreuth im Einsatz. Die Schaufeln müssen über Jahre hinweg gewaltigen Kräften widerstehen und wurden bei Temperaturen von 1300 Grad Celsius im Vakuumverfahren gebrannt. Damals war von einem weltweit boomenden Gasturbinengeschäft die Rede. Die Nachfrage sei immens, es gebe nur eine handvoll Hersteller. Kunden waren damals unter anderem Siemens oder MAN. Im September 2009 war von Ausbauplänen für die Gießerei in drei Jahren die Rede. Das Nachbargrundstück sei bereits gekauft worden.

Geschäftsführer der AAT GmbH ist Thane Aaron Ritchie aus Kanada. Prokuristen sind Michael Cilento aus den USA und Hans Gelhever aus den Niederlanden.  

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