27. Weihnachtstöpfermarkt im Schloss

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57 Aussteller zeigen ihre Keramikprodukte auf dem drei Tage dauernden Weihnachtstöpfermarkt in Thurnau. Der Markt ist am Freitagvormittag eröffnet worden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Elche, Eulen und Katzen bevölkern schon seit einigen Jahren die Stände auf dem Thurnauer Weihnachtstöpfermarkt. Die Hirschkäfer, Maikäfer und Kakerlaken sind dagegen neu. Mitgebracht hat sie Ross Campbell, ein in Berlin lebender US-Amerikaner, der zum ersten Mal in Thurnau ausstellt.

 
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Der 52-Jährige hat Kunst und Bildhauerei in San Francisco studiert und ein Gaststudium in Braunschweig absolviert. Als Keramiker ist er Autodidakt und hat sich auf Tierplastiken spezialisiert: Elefanten und Ziegenböcke zum Beispiel. Warum sich ausgerechnet Insekten zu seinem Hauptthema entwickelt haben, kann er gar nicht genau sagen. „Sie gefallen mir einfach“, sagt er über die filigran gestalteten und bemalten Tiere.  Zuerst fertigt er die Beine und dann den Rest des Insektenkörpers an. Den Töpfermarkt in Thurnau habe ihm ein Keramiker in seinem Bekanntenkreis empfohlen, sagt Campbell. Ihm gefällt, dass nur Kunsthandwerker und Künstler in und um das Schloss herum ausstellen.

Strenges Marktkonzept

Dass dies ein Zeichen für die Qualität der angebotenen Waren ist, hebt auch Jörg Labuhn bei der Eröffnung des 27. Weihnachtstöpfermarktes am Freitag hervor. „Wir haben ein strenges Marktkonzept und verstehen uns als Keramikspezialmarkt und wollen nicht zu einem Weihnachtsmarkt verkommen“, sagte Labuhn, der mit seiner Frau Andrea den dreitägigen Markt organisiert. Das bedeute auch: „Keine Weihnachtsmusik aus der Konserve, keine Plastiklichter.“ Anderes Kunsthandwerk sei nicht zugelassen.

Die Anfänge: "Desaströse Zustände"

Der Lateinlehrer am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth erinnerte an die Anfänge im Jahr 1995. „Damals herrschten desaströse Zustände im Schloss“, sagte Labuhn. Nur eine Steckdose im Unteren Schlosshof sei vorhanden gewesen. Die baulichen Zustände verbesserten sich im Laufe der Zeit. Dennoch hätten die Organisatoren immer wieder aufs Neue mit den Schlosseigentümern und der Gemeinde zu kämpfen gehabt. In einem Jahr sei an einem Dienstag vor dem Marktwochenende der Obere Schlosshof aufgegraben worden, so Labuhn. Die Stände hätten erst von Donnerstag auf Freitag aufgebaut werden können. Über Nacht sei der Weihnachtstöpfermarkt aus dem Boden gestampft worden.  Ein anderes Mal habe die Gemeinde nur „verrottete Bratwurstbuden“ aufgetrieben, für die dennoch eine Leihgebühr von 1500 Mark verlangt worden sei.

Heute: Veranstaltung überregional bekannt

Eine Wende sei allerdings ab dem Jahr 2005 eingetreten. Weil der Stiftungsrat, dem das Schloss gehört, und die Gemeinde erkannt hätten, was für eine „saugute Veranstaltung“ der Weihnachtstöpfermarkt sei. Das Schlossprojekt habe es damals noch nicht gegeben. „Wir haben eine Viertel Million Euro in Werbung investiert“, sagte Labuhn und so sei der Markt erst überregional bekannt geworden. In diesem Jahr nehmen Andrea Labuhn zufolge 57 Keramiker aus Deutschland, den Niederlanden und Spanien am Weihnachtstöpfermarkt teil. Zirka zehn Anbieter kommen aus der Region. Der logistische Aufwand sei Jahr für Jahr immens. Doch „wie durch Zauberei“ gelinge der Auf- und Abbau immer wieder aufs Neue. Auch am Freitagvormittag waren die ein oder anderen noch mit dem Auspacken ihrer Ware beschäftigt.   Gebrauchskeramik, Gartenkunst, Fliesen, Öfen, Schmuck, Deko – die Vielfalt der gebrannten Tonprodukte ist groß. Im vergangenen Jahr sind nach Labuhns Schätzung 25- bis 30.000 Besucher zum Weihnachtstöpfermarkt gekommen.

Stiftungsrat würdigt Beharrlichkeit der Organisatoren

„Wir haben den Wert des Weihnachtstöpfermarktes seit langem erkannt“, stellte Stiftungsratsvorsitzender, Landrat Klaus Peter Söllner fest. Er habe sich zum Aushängeschild entwickelt, weil das Konzept schlichtweg überzeugend sei. „Ohne ihre Beharrlichkeit wäre das sicherlich so nicht möglich gewesen.“ Bürgermeister und Stiftungsrat Martin Bernreuther sagte, auch die Gemeinde habe dazu beitragen, dass der Weihnachtstöpfermarkt „immer ein Stückchen besser geworden ist“. In diesem Jahr erst sei ein langfristiger Nutzungsvertrag geschlossen worden. Zudem habe sich die Gemeinde um ein Parkleitsystem bemüht. Dieses leitet die Besucher zu  bis Sonntag auf acht ausgewiesene Parkplätze.  500 Stellplätze stehen zur Verfügung, von denen aus die Veranstaltung fußläufig in fünf Minuten zu erreichen ist. Eine Karte findet sich auch auf der Homepage der Gemeinde (www.thurnau.de). Der Markt ist Samstag und Sonntag ab 11 Uhr geöffnet.

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