Klinikum: Patientenzahlen reichen nicht aus für ein Zentrum
Die Unterschriften hat eine Delegation der Gruppe vergangene Woche bei Brigitte Merk-Erbe abgegeben. Die Bayreuther Oberbürgermeisterin hatte dafür kurzfristig einen Termin ermöglicht. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates am Klinikum versprach: "Ich gebe das an die zuständigen Stellen weiter." Die Selbsthilfegruppe hat inzwischen eine Onlinepetition gestartet, mit der sie weitere Unterschriften sammelt.
Das Krankenhaus ist über das Engagement der Eltern im Bilde. Man werde die Selbsthilfegruppe "nach Kräften unterstützen", sagt Klinikumssprecher Frank Schmälzle. Aber bis zu einem Epilepsiezentrum wird die Unterstützung wohl nicht reichen. "Bereits in der Vergangenheit haben wir über die Einrichtung eines Epilepsiezentrums intensiv nachgedacht", sagt Schmälzle. Doch Analysen hätten ergeben, dass das Patientenaufkommen für ein Epilepsiezentrum zu niedrig sei.
Engere Zusammenarbeit mit Erlangen
"Für komplexere Fälle und Behandlungen steht in Erlangen ein hochspezialisiertes Epilepsiezentrum zur Verfügung", sagt Schmälzle. Mit Erlangen wolle man in Zukunft enger zusammenarbeiten und in Bayreuth die vorhandenen Basisstrukturen für die Behandlung epilepsiekranker Menschen aufrecht erhalten. Die Unterschriftensammlung der Selbsthilfegruppe nehme das Klinikum "zum Anlass, erneut zu prüfen, ob sich die Strukturen in unserem Haus in Zusammenarbeit mit dem Epilepsiezentrum Erlangen weiter verbessern lassen".
Wenn es schwierig wird nach Erlangen fahren? Genau das ist es, was die Eltern der Bayreuther Selbsthilfegruppe nicht wollen. Der logistische Aufwand, ein minderjähriges Kind möglicherweise wochenlang in einem rund 100 Kilometer entfernten Krankenhaus komplex versorgen und medikamentös einstellen zu lassen, das sei für betroffene Familien eine kaum erträgliche Belastung.
Eltern wünschen sich eine wohnortnahe Versorgung
"Wir wünschen uns eine wohnortnahe Lösung", sagte Barbara Rybka von der Selbsthilfegruppe am vergangenen Mittwoch zu Oberbürgermeisterin Merk-Erbe. "Es ist für uns wahnsinnig schwierig, diese weiten Fahrten auf uns zu nehmen."
Erlangen oder Bayreuth? Für Sandra Tiefenhoff wäre das von Holzwickede aus kein Unterschied. Sie kommt mit Nik 450 Kilometer nach Bayreuth an die Kinderklinik gefahren, gerade weil sie weiß, dass ihr Sohn ein schwieriger Fall ist. Nik wird bald 14 Jahre alt, und die Mutter hat jetzt schon Angst, was werden wird, wenn Nik volljährig ist. Sie sagt: "In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es niemanden, der ihn vernünftig behandeln kann." Ohne Zentrum wird ihr der Weg nach Bayreuth dann wohl auch verwehrt bleiben.