20 Jahre Bürgermeister: "Bereue nichts!"

Von Sarah Bernhard
Bürgermeister Manfred Porsch ist seit 20 Jahren im Amt. Und erst, wenn er es geschafft hat, die Gemeinde wieder ein Stück weiterzuentwickeln, ist er zufrieden. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Heute vor 20 Jahren hatte Manfred Porsch seinen ersten Arbeitstag als Speichersdorfer Bürgermeister. Am Tag zuvor erst hatte er sich in einer Stichwahl gegen seinen Konkurrenten durchgesetzt. Ein Gespräch übers Feiern, Überheblichkeit und die Frage, ob Porsch 2020 nochmal antreten will.

 
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Herr Porsch, können Sie sich noch an Ihren ersten Tag im Rathaus erinnern?

Manfred Porsch: Ehrlich gesagt war ich ein bisschen unausgeschlafen, denn natürlich haben wir gefeiert. Aber ich war pünktlich um acht Uhr da, habe mich vorgestellt und die Amtsgeschäfte übernommen.

Und was war Ihre erste Amtshandlung?

Porsch: Ich war beim Richtfest eines Bauunternehmens. Ansonsten habe ich vor allem Glückwünsche entgegengenommen.

Wollten Sie schon als Kind Bürgermeister werden?

Porsch: Nein, ich wollte Eisenbahner werden. Mein Vater und Großvater waren bei der Eisenbahn. Oder Pilot.

Was ist das Schönste, das sie in den letzten 20 Jahren geschaffen haben?

Porsch: Allein kann man gar nichts schaffen, der Bürgermeister braucht die Unterstützung von Gemeinderat und Bevölkerung. Wir haben schöne Ortschaften entwickelt, Baugebiete geschaffen, das neue Rathaus (er grinst) und schöne Kanäle. Aber auf die Sportarena und darauf, dass sie so genutzt wird, bin ich besonders stolz. Und auf die Kegel-WM und Weltmeisterschaft im Becherstapeln.

Und was war der schlimmste Moment?

Porsch: Die Insolvenz der Firma Rosenthal 2009. Die hat uns getroffen, weil die Sorge damit verbunden war, die Arbeitsplätze zu verlieren.

Wie oft haben Sie sich in den letzten 20 Jahren gefragt: Warum habe ich mir das angetan?

Porsch: Eigentlich wenig. Vielleicht mal, wenn die Terminfülle einem keine Luft mehr gibt zum Atmen. Aber ich habe es keine Sekunde bereut.

Und wie oft hat sich das Ihre Frau gedacht?

Porsch(lacht): Das müssen Sie sie selber fragen. Aber natürlich muss die Frau hinter einem stehen. Die Familie muss auf vieles verzichten, weil ein Bürgermeister 24 Stunden am Tag gefordert ist.

Haben Sie das Gefühl, etwas verpasst zu haben?

Porsch: Nein, die Tätigkeit ist vielseitig. Sie ist dann interessant, wenn es gelingt, die Gemeinde weiterzuentwickeln, die Lebensqualität zu steigern, Arbeitsplätze zu sichern. Dann gibt einem das Genugtuung und das Gefühl, etwas geschaffen zu haben. Das ist sehr angenehm.

2020 könnten Sie nochmal antreten. Wollen Sie?

Porsch: Habe ich mir gedacht, dass Sie das fragen. (Er ringt um eine Formulierung.) Dann bin ich 66 Jahre alt und 24 Jahre Bürgermeister. Ich gehe davon aus, dass ich nicht mehr kandidieren werde.

Warum?

Porsch: Weil man auch gesundheitlich nicht mehr so fit ist wie mit 40.

Soll Ihr Sohn Christian in Ihre Fußstapfen treten?

Porsch: Das muss er selber entscheiden. Ich habe noch kein Wort darüber verloren.

Würden Sie es ihm denn raten?

Porsch: Das ist eine intime Frage. Sicherlich würde ich jedem, der meint, die Aufgaben erledigen zu wollen und der sich mit Herzblut engagieren will, raten zu kandidieren. Das hängt aber zum Beispiel auch davon ab, ob die Familie mitspielt.

Was machen 20 Jahre Bürgermeister sein mit einem? Wird man überheblich?

Porsch: Überheblich nicht. Aber je länger man Bürgermeister ist, desto routinierter wird man. Als junger Bürgermeister meint man, überall mit dabei sein zu müssen. Aber mit der Zeit lernt man, die wichtigen von den unwichtigen Sachen zu unterscheiden. Überhaupt lernt man jeden Tag was Neues und man sollte immer bestrebt sein, es besser zu machen. Ja nicht stillzustehen, sondern die Erfahrungen auch umzusetzen.

Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt lokalpolitisch verändert?

Porsch: Mein großes Anliegen war, die Ortsteile, die früher eigenständige Gemeinden waren, weiter zusammenzuführen, ein Wir-Gefühl zu entwickeln. Das hat geklappt.

Und was wollen Sie die nächsten vier Jahre noch schaffen?

Porsch: Der Kläranlagenumbau steht ganz vorne. Und ich möchte, dass der Umbau der Festhalle umgesetzt wird. Das möchte ich auf jeden Fall noch in die Wege leiten, und wenn‘s bloß der Spatenstich ist.

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