16 Millionen Euro für Güterverkehrszentrum

Von Werner Rost
Das Containerterminal in Hof ist längst an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Wo bislang fünf mobile Container-Heber ein oder zwei Güterzüge pro Tag be- und entladen, entstehen beim Ausbau zum Güterverkehrszentrum zwei Portalkräne. Im Bereich der gestapelten Container baut der Betreiber Contargo zwei neue Ladegleise. Foto: Werner Rost Foto: red

Mehr Güter auf die Bahn: Der Bund fördert den Ausbau des Container-Terminals in Hof. Bis 2019 soll sich die Kapazität mehr als verdoppeln. Das Einzugsgebiet umfasst nahezu ganz Oberfranken.

 
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Was im Jahr 2002 ganz klein angefangen hatte und innerhalb der Logistikbranche zunächst eher belächelt als ernst genommen wurde, hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, an der alle Beteiligten fleißig weiterschreiben. Vor 15 Jahren setzte die Spedition Pöhland einen Container-Güterzug pro Woche zwischen den Nordseehäfen und Hof ein. „Heute ist unsere Anlage in Hof mit bis zu neun Ganzzügen pro Woche völlig an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt“, betont Geschäftsführer Thomas Löffler von der Betreiberfirma Contargo, die mit der Spedition Pöhland vor sechs Jahren auch die Hofer Umschlaganlage übernommen hat.

Zwei weitere Gleise

In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Hof reiften in den vergangenen Jahren Pläne für ein modernes Güterverkehrszentrum (GVZ) für den kombinierten Verkehr (KV) Schiene-Straße. Das Konzept sieht zwei weitere Gleise zum Be- und Entladen von Containerzügen sowie zwei Gleise für zwei Portalkräne vor. Am 2. Februar 2016 erging der Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes.

Seit Montag ist die Finanzierung gesichert: Neben sechs Millionen Euro Eigenmittel der Firma Contargo fördert das Bundesverkehrsministerium den Ausbau mit 15,8 Millionen Euro. Staatssekretärin Dorothee Bär überreichte den Förderbescheid am Montag im Hofer Rathaus persönlich. Die Staatssekretärin hob den hohen Fördersatz von 78,5 Prozent hervor, der mit der EU abgestimmt worden sei. „Das ist gut angelegtes Steuergeld, denn die KV-Förderung ist uns besonders wichtig“, betonte Bär. Nach Fertigstellung des GVZ könne die Frachtmenge auf der Schiene von 37500 auf 80000 Ladeeinheiten – das entspricht Lastwagen – mehr als gesteigert werden. „Mit den Bundesfördermitteln kann die Kapazität des Hofer Containerterminals verdoppelt werden“, bilanzierte die Staatssekretärin.

Entwicklungsachsen für die Wirtschaft

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Friedrich hob die Seehafen-Hinterlandverkehre als Entwicklungsachsen für die Wirtschaft hervor. Dem künftigen Ostkorridor von den Nord- und Ostseehäfen über Hof und Regensburg zur Adria misst er eine überragende Bedeutung zu. Friedrich zeigte großes Verständnis für die Anlieger zwischen Hof und Regensburg, die Lärmschutz fordern. Dem Argument der Bahn, es finde keine wesentliche Veränderung der Strecke durch die Elektrifizierung statt und elektrischen Züge seien leiser, hielt er die stärkere Frequentierung der Bahnstrecke durch mehr Güterzüge entgegen.

Mittlerweile zeichnet sich auf internationaler Ebene ein Konkurrenzprojekt für den Güterverkehr in Nord-Süd-Richtung ab: Nach einer Vereinbarung zwischen Deutschland und Tschechien ist zwischen Dresden und Prag eine Hochgeschwindigkeitsstrecke mit einem langen Tunnel unter dem östlichen Erzgebirge geplant, die in den 2030er Jahren gebaut werden soll. „Das ist ein Konkurrenz-Projekt zu uns und deshalb ist es wichtig, dass wir die Strecke nach Regensburg schnell ausbauen“, sagte Friedrich im Interview mit unserer Zeitung.

Umschlag geht trotz Baus weiter

Contargo strebt einen Baubeginn für das GVZ im Spätsommer 2017 an. Weil der Container-Umschlag während der Bauphase weitergehen soll, sind zwei Bauabschnitte geplant. Wie Geschäftsführer Löffler erläutert, beginnen die Arbeiten im Nordteil beim Hofer Luftsteg über die Gleise. Sobald dort der Container-Umschlag auf dem neuen GVZ-Areal aufgenommen werden könne, werde der Südteil im zweiten Bauabschnitt umgebaut. Je nach der Witterung im Winter rechnet Löffler mit der Fertigstellung Ende 2018 oder Anfang 2019.

Vor dem ersten Spatenstich muss eine 520 Meter lange Erschließungsstraße entlang des GVZ gebaut werden. Wirtschaftsförderer Klaus-Jochen Weidner befürchtet neben Altlasten aus dem früheren Bahnbetrieb auch Kampfmittelreste aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Er kündigt dazu eine Untersuchung der Grundstücke an. Und bevor die ersten Bagger rollen können, muss gemäß des landschaftspflegerischen Begleitplans eine Kolonie von Zauneidechsen umgesiedelt werden.

Info: Contargo

Einer der größten Anbieter für den Container-Seehafenhinterlandverkehr in Europa ist der Transportdienstleister Contargo. Mit dem Container-Umschlag am Standort Hof hatte die Spedition Pöhland 2002 begonnen. Im Jahr 2011 übernahm Contargo die Pöhlandgruppe an sechs Standorten und damit das Hofer Container-Terminal. Zum bundeweiten Containerzugnetz von Contargo gehört die Linie von Bremerhaven und Hamburg nach Hof mit einem Linienast ins sächsische Glauchau. Das Einzugsgebiet des bisherigen Containerterminals und künftigen Güterverkehrszentrums Hof für Containerkunden umfasst einen Radius von rund 100 Kilometern und somit praktisch ganz Oberfranken.