150 Jahre Feuerwehr: besser als raufen!

Von Renate Allwicher
1899 ließen sich die Feuerwehrleute erstmals vor dem ehemaligen Gasthaus zum Schwarzen Roß (Obere Marktstraße 51) fotografieren. Im gleichen Jahr bekam die Weidenberger Feuerwehr die zweite neue Distriktsspritze. Repro: Andreas Harbach Foto: red

Im Jahr 1868 entschlossen sich 17 Weidenberger Männer, den Brandschutz im Markt voranzutreiben und eine eigene Feuerwehr zu gründen. 150 Jahre später hat sich viel geändert – zum Beispiel gehören 15 Frauen zu den 88 aktiven Feuerwehrleuten. Viele Sätze, die zu früheren Jubiläen der Weidenberger Wehr gesagt wurden, findet auch ihr heutiger Kommandant absolut zutreffend. Ein Rückblick, eine Vorschau, eine kleine Feuerwehr(haus)geschichte.

 
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„Es wird jedenfalls besser und nützlicher sein, dass sich die jungen Burschen an den Sonntagnachmittagen als Feuerwehrleute üben, als dass sie in den Wirtshäusern liegen und Gelegenheit zu blutigen Raufereien suchen.“ Dieser Satz stand im Februar 1866 im Bayreuther Tagblatt, in einem Artikel, der Argumente für die Errichtung von Dorffeuerwehren sammelte. Brandschutz einerseits und eine sinnvolle, die Kameradschaft fördernde Freizeitbeschäftigung andererseits – eine Dorfwehr schien in vielerlei Hinsicht von Nutzen.

Zwei Jahre später, am Montag, 6. Juli 1868,  war es in Weidenberg soweit. Dazu stand in der Zeitung: „Im Markte Weidenberg hat sich eine freiwillige Feuerwehr gebildet. Zur Anschaffung von Ausrüstungen für die Feuerwehrmänner haben bereits viele von den hiesigen intelligenten Bewohnern Beiträge gezeichnet und ist gewiss anzunehmen, dass auch die Marktverwaltung diesem gemeinnützigen Institute ihre Aufmerksamkeit widmet und zur Vervollkommnung durch Geldmittel unterstützt.“ Erster Vorstand des Feuerwehr-Vereins war der Schneidermeister Christoph Schwenk, Kommandant der Kaminkehrermeister Johann Höhne. Die Feuerwehrleute waren häufig Aktive des Turnvereins. Das war üblich und wichtige Voraussetzung zu Zeiten, als Brände ohne große Spritzen und Drehleitern gelöscht werden mussten. Steiger mussten turnen können.

Ein Haus für die Wehr

Kaum jemand weiß es besser als die Weidenberger: Eine Feuerwehr braucht ein Haus. Das erste Gerätehaus wurde noch im gleichen Jahr, 1868, am Obermarkt gebaut, darin stand fortan die 1860 angeschaffte hölzerne Handdruckspritze.  

Damals (wie heute) war das Geld knapp. Die Vereinsbeiträge alleine reichten nicht aus, um „die notwendigen Rüstzeuge“ anzuschaffen, berichtete der Weidenberger Chronist Adam Kießling schon vor Jahren im Gemeindeblatt. Das Königliche Staatsministerium des Innern sprang damals ein und gab Zuschuss und Kredit in Höhe von insgesamt 400 Gulden. Für mehr Material brauchte die Wehr ein größeres Haus: „Im Oktober 1870 hat das königliche Bezirksamt in Bayreuth in einer Verhandlung des Distriktsrates in Weidenberg für das Jahr 1871 den Umbau des Feuerlöschmaschinengebäudes in Weidenberg beschlossen“, berichtete Kießling. 1888 kam noch ein neues Gerätehaus im Untermarkt hinzu. Im Jahre 1928, zum 60jährigen Jubiläum (das 50-jährige wurde wegen des ersten Weltkrieges nicht gefeiert), wurde auf dem oberen Gerätehaus ein Schlauchtrockenturm gebaut. 1929 gab es für die Wehr die erste Breuer-Motorspritze, die noch bis in die 60er-Jahre bei Übungen im Einsatz war.

Eine ganze Reihe an Neuanschaffungen gab es nach dem zweiten Weltkrieg dank finanzieller Hilfe vom Staat und der Gemeinde. Darunter ein Schaumlöschgerät aus Heeresbeständen (1946), ein Mannschaftswagen („Opel-Blitz“) und eine Tragkraftspritze TS 8 mit Ilo-Motor (beides 1963), ein Tanklöschfahrzeug TLF (1964) ein Tragspritzenfahrzeug TSF 8, ein Tank-Löschfahrzeug TLF 16 und vier Pressluftatmer (1965). Ein Pulverlöscher P250 und ein Ölschadenanhänger „ÖSA“ (1966).  

Ein neues Haus für die Wehr

Doch wohin damit? Die vielen teuren Gerätschaften mussten eine Zeitlang im Freien stehen. Solange, bis 1975 das neue Feuerwehrgerätehaus am Ortsausgang im Obermarkt fertig wurde. Für 600.000 Mark, auf neuestem Stand der Technik und mit Unterrichtsräumen, einer Stützpunktwehr absolut angemessen. „Endlich ein geräumiges und praktisches Feuerwehrhaus“, sagten die Feuerwehrler damals zu dem Haus, aus dem sie zum Jahreswechsel „endlich!“ wieder ausziehen durften. In über 40 Jahren hatte sich viel getan. Einmal mehr kam jede Menge neue Gerätschaft hinzu: „Der gesamte Fuhrpark ist einmal ausgewechselt worden“, berichtet Heinrich Schmidt, heute Kommandant der Weidenberger Wehr. Und neue Autos sind meist größer als ihre Vorgänger, das gilt auch bei der Feuerwehr. Außerdem kamen neue dazu: Darunter das Löschgruppenfahrzeug mit dem Funkruf 40/1, ein Großtanklöschfahrzeug (23/1), ein Kat’s-Fahrzeug (41/1) ein Drehleiterfahrzeug und ein Rüstwagen für für technische Hilfeleistung jeglicher Art – „davon gibt es nicht viele im Landkreis“, sagt Schmidt.

Das neueste Haus für die Wehr

Moderne Technik braucht mehr Platz, mehr Sicherheit auch. Jetzt wird in Weidenberg wieder ein Feuerwehrhaus eingeweiht. Ein Haus, das nicht schön aber praktisch ist: „Es ist ein reiner Zweckbau, aber alles was drin ist, ist super geplant“, sagt der Kommandant. Die Gesamtkosten für den Bau belaufen sich nach Angaben des Bürgermeisters auf etwa 4,5 Millionen Euro, davon machen Baukosten und Ausstattung 3,8 Millionen aus, 700.000 Euro sind Nebenkosten. Der Eigenanteil des Marktes Weidenberg liegt bei etwa 3,4 Millionen, es ist eine der größten gemeindlichen Investitionen der letzten Jahre. Ein Haus, über das schon viel zu lesen war, denn es sorgte zunächst für einen Streit über den besten Standort. Der Gemeinderat, allen voran Bürgermeister Hans Wittauer, favorisierte von Anfang an den jetzigen Standort in der Warmensteinacher Straße. Bedenken gab es wegen der Nähe zur Kirche am Rosenhammer. Verhandlungen waren nötig, Kompromisse wurden gefunden: Anstelle des Schlauchtrockenturmes wurde in eine Trockenanlage investiert, lediglich ein Übungsturm steht neben dem Feuerwehrhaus und der auf der anderen Seite. „Diese alten Differenzen sind längst ausgeräumt – jetzt gucken wir nach vorne“, sagt Wittauer dazu.

150 Jahre Einsatz für Hab und Gut und Menschenleben

Nach vorne zur Einweihungsfeier des neuen Gerätehauses bei den Feiern zum 150-jährigen Jubiläum: Von Freitag, 20. April bis Sonntag, 22. April gibt es täglich Programm darunter einen vier Kilometer langen Festzug vom alten zum neuen Haus (Freitag, 17.30), für den sich über 60 Vereine angemeldet haben. „Es ist ein glücklicher Zufall, dass wir das auf der Zielgerade des Neubaus in Einklang bringen konnten“, sagt Wittauer.

Im Skript einer Festrede zu einem Jubiläum der Weidenberger Feuerwehr vor 40 Jahren steht der Satz: Der Feuerwehrdienst dient dazu, laufend zu trainieren, damit im Ernstfall die Männer fit sind und die uns anvertrauten Gerätschaften so einsetzen können, dass noch rechtzeitig Schlimmstes verhindert werden kann, dass noch rechtzeitig Hab und Gut und auch Menschenleben geschützt und gerettet werden.“ Ein Satz, den auch der jetzige Kommandant Heinrich Schmidt richtig findet. „Das wird sich nie ändern“, sagt er: Viel Training und viel Ausbildung sei immer die Voraussetzung, um dem Nächsten helfen zu können. Weil sich die Technik rasant ändere, müsse auch die Feuerwehr ihre Technik auf Stand halten, immer wieder für neue Herausforderungen ausbilden. Zurzeit auch in einem Haus auf neuestem Stand für die Zukunft der Wehr, zu der neben den 88 Aktiven 14 Jugendliche und 20 Kinderfeuerwehrler gehören.

Info: Alle Programmpunkte des Jubiläums finden Sie unter www.facebook.com/ffweidenberg

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