10.000 Sudokus in drei Minuten lösen

Von Sina Rees
Demian Rothammel gewinnt bei Schüler experimentieren den ersten Platz mit seinem Sudoku-Löser. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Er ist erst 14 Jahre alt, aber programmieren kann er wie ein studierter Informatiker. Demian Rothammel hat den ersten Platz beim bayerischen Landeswettbewerb Schüler experimentieren belegt – mit einem Sudoku-Löser.

 
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Demian Rothammel geht in die 9. Klasse des Graf-Münster-Gymnasiums. In seiner Freizeit spielt er Klavier, macht Kung Fu und er liebt Rollenspiele  – in der virtuellen aber auch in der realen Welt. Aber einen großen Teil seiner Freizeit nimmt der Computer ein, genauer gesagt das Programmieren. Und genau damit war er jetzt erfolgreich. „Das Schöne daran ist: Es ist eine Grundsprache, die man auf der ganzen Welt versteht. Grammatikalisch ist alles gleich, nur die Rechtschreibung ändert sich“, sagt Demian Rothammel.

Für seine Mitschüler waren der 16. und 17. April ganz normale Schultage – nicht aber für Demian. Er reist zum bayerischen Landeswettbewerb von Schüler experimentieren. Im BMW Werk in Dingolfing bauen alle Teilnehmer, die zuvor den Regionalwettbewerb gewonnen hatten, ihre Stände auf.

Ein Sudoko in 0,6 Sekunden lösen

Zwischen den anderen knapp 100 Mini-Forschern steht auch der Bayreuther Schüler. Sein Stand ist dekoriert mit riesigen Plakaten mit der Erklärung zu seiner Erfindung: Der Sudoku-Löser 2.0. Dabei hat Demian seinen Laptop und ein Stativ aus dem Chemieraum seiner Schule. Das Stativ dient als Befestigung für eine Webcam.

Eine Jury, bestehend aus zwei Mathematikerinnen und einem Ingenieur, fragt ihn in einem 20-Minütigen Gespräch über sein Projekt aus. Die Webcam macht ein Foto von einem Sudoku und  erscheint dann auf seinem Laptop. Das Programm, das Demian Rothammel selbst programmiert hat, kann dann das Sudoku selbständig lösen – in 0,6 Sekunden. In der Erklärung seines Sudoku-Lösers fallen Begriffe wie Python 3.6 oder OCR-Erkennung. Python ist eine Programmiersprache und die OCR-Erkennung ist die automatische Texterkennung innerhalb von Bildern.  Die Fachsprache beherrscht der 14-Jährige, als würde er beruflich damit arbeiten.

Bis zu 10.000 verschiedene Lösungen

Beigebracht hat er sich das aber alles selbst. Mit ein bisschen Google und mit einem großen Buch über das Programmieren, das ihm sein Vater geschenkt hat. Zusammen mit seinem Vater, Bernd Rothammel, hatte er auch die Idee zum Sudoku-Löser. Anfangs waren beide noch Neulinge im Programmieren und haben sich gegenseitig herausgefordert. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich keine Chance gegen ihn habe. Er hatte die besseren Lösungsansätze und war meistens auch schneller als ich“, sagt Bernd Rothammel.

So schafft es Demian ein Programm zu schreiben, dass sogar extrem schwere Sudokus lösen kann. Es besteht aus 800 Zeilen Code. Ein extrem schweres Sudoku kann auch aus nur einer vorgegebenen  Zahl im leeren Sudoku-Feld bestehen und dafür gibt es Unmengen an Lösungen. Bis zu 10.000 verschiedene Varianten kann sein Sudoku-Löser finden, in drei Minuten und 12 Sekunden. „Ich könnte auch noch mehr Lösungen finden, aber dafür hat mein Computer nicht genug Leistung“, sagt Demian Rothammel „dann hängt er sich auf.“ Sudokus erstellen kann sein Programm auch, von leicht bis sehr schwer.

Vater und Schulleiter begleiten ihn zur Entscheidung

„Und klar gibt es im Internet schon andere Sudoku-Löser und Generatoren, aber die sind halt von Informatikern und nicht von einem 14-Jährigen“, sagt Vater Bernd Rothammel stolz. Schon vergangenes Jahr nahm Demian mit der ersten Version des Sudoku-Lösers am Regionalwettbewerb Oberfranken von Schüler experimentieren teil, aber gereicht hat es damals noch nicht. Erst mit dem einscannen von Sudokus, sei aus dem Projekt eine runde Sache geworden und Demian Rothammel bereit für den bayerischen Landeswettbewerb 2018.

Der Tag der Entscheidung ist  der zweite Tag des Landeswettbewerbs. Um 18 Uhr ist die Preisverleihung. Auch Rolf Müller, Schulleiter des Graf-Münster-Gymnasiums, und Vater Bernd Rothammel kommen zur Siegerehrung nach Dingolfing. Und das lohnt sich. Demian Rothammel  setzt sich gegen seine  sechs Mitstreiter durch und gewinnt in der Kategorie Mathematik und Informatik. Der Preis: 150 Euro von der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung.

Jetzt erstmal eine Pause gönnen

„Natürlich gibt es auch noch Dinge, die ich am Sudoku-Löser  verbessern kann“, sagt Demian Rothammel, „aber jetzt gönne ich mir erstmal eine Pause.“ Für Schüler experimentieren ist er mit 14 Jahren ohnehin zu alt für eine weitere Teilnahme. Folgen würde der Wettbewerb „Jugend forscht“. „Aber das ist nochmal ein anderes Kaliber“, sagt Demian Rothammel.

 

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