Mitglieder wollen der Gründungsväter gedenken - Jubiläumsfeier am Wochenende 100 Jahre Heinersreuther Posaunenchor

Von Heike Hampl

Als im Jahr 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, hat in Heinersreuth wohl zum ersten Mal ein mehrstimmiger Posaunenchor gespielt. Viele der Bläser haben ihr Leben kurz darauf im Krieg gelassen. Um ihrer zu gedenken, feiert der Posaunenchor am Wochenende ein Fest.

 
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Das doppelte Geburtstagsfest: 100 Jahre Heinersreuther Posaunenchor – ein Jubiläum! Das klänge schon gut. Aber Rudi Metzner (76), Obmann des Posaunenchors, bleibt nüchtern: „Man kann nicht ganz genau sagen, wann der Chor gegründet wurde.“ Mündlichen Überlieferungen zufolge war es das Kriegsjahr 1914. Wahrscheinlich hatte es aber schon vorher einzelne Bläser in Heinersreuth gegeben.

Kurios: Vor drei Jahren feierte der Chor sein 60-jähriges Bestehen. Rudi Metzner lacht. „Es ist nicht so, dass wir dauernd feiern wollen.“ Doch nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich der Chor im Jahr 1951 neugegründet. Einige dieser Gründungsmitglieder musizieren noch heute mit. Den Mitgliedern des Posaunenchores ist es wichtig, die Anfänge des Chores im Rahmen der Gedenktage aufzuarbeiten. „Unsere Gründungsväter haben es nicht verdient, in Vergessenheit zu geraten. Das sind wir ihnen schuldig“, sagt Metzner.

Die Gründung: In Heinersreuth gab es einen Posaunenchor, bevor es eine Kirche gab. Das Gotteshaus wurde erst 1937 erbaut. „Das ist sehr ungewöhnlich“, sagt Otto Hofmann. Der Historiker aus Heinersreuth hat die Geschichte des Chores untersucht. Um das Jahr 1900 entstand in Heinersreuth die Gesellschaft für innere und äußere Mission, aus der letztlich auch der Posaunenchor erwuchs. Hofmann vermutet, dass sich diese Gesellschaft deswegen gründete, weil Heinersreuth zur Stadtkirchengemeinde Bayreuth gehörte. „Die Amtskirche war weit entfernt und kein Pfarrer als Seelsorger vor Ort.“ Hofmann sagt, dass gerade die Distanz zur Amtskirche eine Chance für den Posaunenchor war. In der Kaiserzeit waren Thron und Altar Eins. „Die Kirche wurde damals vom Staat missbraucht“, sagt Hofmann. In Preußen mussten Pfarrer polizeiliche Ordnungen von der Kanzel verlesen. Jedes neue evangelische Gesangbuch musste in Bayern vom König genehmigt werden. „Die Missionsgesellschaften waren freier als die Amtskirchen, unabhängig von der Politik“, sagt Hofmann. So habe sich der Posaunenchor in Heinersreuth ungestört entfalten können.

Der Erste Weltkrieg: Neun Millionen Soldaten starben in diesem Krieg. Darunter 30 Männer aus Heinersreuth. Auch die Bläser. Das Kriegerdenkmal gegenüber des ehemaligen Gasthauses „Grüner Baum“ trägt ihrer aller Namen. Sie seien den Heldentod fürs Vaterland gestorben, steht in den offiziellen Mitteilungen des Staates. „Nein, diese Bürger und Chorbläser unseres Dorfes sind unter furchtbaren Qualen im Gaskrieg gestorben. Sie wollten keine Helden sein. Sie wollten heim und in Frieden leben“, sagt Hofmann. Übrig blieben in Heinersreuth Witwen, Waisen, Bitterkeit – und Blasinstrumente. In der Zeit der Weimarer Republik greifen die Söhne der Gefallenen zu den Instrumenten und führen die Tradition des Chores fort. Der Zweite Weltkrieg – ein weiterer Einschnitt in der Geschichte des Chores – kostet wieder sämtliche Bläser das Leben. 1951 tritt der neu formierte Chor das erste Mal beim Erntedankfest auf.

Der Posaunenchor heute: Fast 30 aktive Musiker zwischen sechs und 77 Jahren sind Mitglied im Posaunenchor, den Friederike Schaumkell aus Neudrossenfeld leitet. Sie löste Altbürgermeister Arnold Gebelein ab, der den Chor mehr als 50 Jahre lang für den Chor verantwortlich war. Vier Jungbläser befinden sich gerade in Ausbildung.

Das Fest: Am kommenden Freitag, 11. Juli, 19 Uhr Festabend. Bläserhistorie in Wort und Musik mit Otto Hofmann und dem Posaunenchor. Im Anschluss Empfang. Am Sonntag, 9 Uhr, Festgottesdienst, gestaltet von und mit den Bläsern, im Anschluss Frühschoppen. Um 12 Uhr liturgisches Mittagsgebet, 14 Uhr Eröffnung der Spielstraße mit Grill und Getränke. 17 Uhr „Eiszeit“ für die Kinder. 18 Uhr Bläserkonzert „Musikalische Gedanken zu Krabat“ con spirito Stiftungschor des Verbandes Evangelischer Posaunenchöre in Bayern.