Die oberfränkischen Industrie- und Handelskammern (IHK) mit ihren Sitzen in Bayreuth und Coburg sind mit der Entwicklung durchaus zufrieden. Der Präsident der IHK für Oberfranken, Michael Waasner, stellt hierbei vor allem die Stärke Oberfrankens im Ländervergleich heraus. „In Baden-Württemberg, auf Platz zwei des Länderrankings gelegen, liegt die Arbeitslosenquote mit 3,6 Prozent bereits leicht über dem oberfränkischen Vergleichswert“, rechnet Waasner vor. Auf ganz Oberfranken gerechnet liege die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent. „Die oberfränkische Wirtschaft hat es in den vergangenen Jahren vorzüglich geschafft, sich im nationalen und internationalen Wettbewerb zu behaupten.“
Dennoch: „Die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt täuscht etwas über die enormen Risiken hinweg, denen die oberfränkischen Wirtschaft ausgesetzt ist“, sagt Waasner. „Explodierende Energie- und Rohstoffpreise, immer wieder unterbrochene Lieferketten, eine unsichere geopolitische Lage und aktuell ein extrem hoher Krankenstand setzen die Unternehmen enorm unter Druck.“ Diesen Herausforderungen Paroli zu bieten, werde immer schwerer.
Björn Cukrowski, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg, spricht angesichts des nur moderaten Anstiegs bei der Arbeitslosenquote von „guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt“, die „durchaus auch überraschend“ kämen. Dass der Arbeitsmarkt sich als so robust erweist, sei insbesondere der weitsichtigen, verantwortungsvollen Personalpolitik der Unternehmen und dem Instrument der Kurzarbeit zu verdanken, sagt Cukrowski. Die aktuell positiven Zahlen ändern dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer zufolge aber nichts daran, dass Lage und Aussichten der Unternehmen schwierig sind und der Fachkräftemangel nach wie vor eine der größten Wachstumsbremsen ist. „Es bleibt Aufgabe der Politik, nicht nur in Sonntagsreden auf die Wichtigkeit unserer beruflichen Aus- und Weiterbildung hinzuweisen – zielführend wäre die gesetzlich verankerte Gleichwertigkeit von dualer beruflicher und akademischer Bildung wie auch die gleichwertige finanzielle Förderung beider Bildungswege“, sagt Cukrowski.