Festspiele Dramolett mit Happy End

Von Michae l Weiser
Sei bedankt: Piotr Beczala zusammen mit Anna Netrebko im Dresdener Lohengrin. Foto: Daniel Koch/Semperoper Foto: © Daniel Koch / Semperoper Dresden

KOMMENTAR. Von Michael Weiser Wir hatten uns schon gewundert: Ausgerechnet in Bayreuth, wo in Juli und August der Ausnahmezustand Routine ist, lief vergangenes Jahr alles am Schnürchen. Mit der Absage Alagnas für den "Lohengrin" ist man heuer zur Normalität zurückgekehrt, mit der Verpflichtung Piotr Beczalas hat man gelungenes Krisenmanagement betrieben. Ein ganz kurzes Kompliment.

 
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Ach, werden manche gesagt haben, wie war das fad im vergangenen Jahr. Kein Skandal, kein Skandälchen am Grünen Hügel, kein geflohener Dirigent, kein von der Security sicherheitsverwahrter lyrischer Tenor, kein hakenkreuzverzierter und folgerichtig fliegender Holländer. Und dann auch noch eine einfach gut gemachte Neuinszenierung der „Meistersinger“. Ja mei, schon recht, das mit dem Wagner, nur: lustig ist es am Grünen Hügel vor allem wegen des Theaters drumherum.

Heuer dagegen: Drama, Baby! Oder wenigstens Dramolett. Der Ablauf: Ein Buffo, der die ganze Bande durch seine Possen zur Verzweiflung treibt, ein, zwei, drei Momente der Unsicherheit, spannende Verhandlungen, ein Rätselraten, und dann - dann die Ankunft des fast noch jugendlichen Helden Piotr Beczala.

Happy End, auch, weil damit für die kommende Saison einige zusammenkommen, die ohnehin zusammengehören: Erst sangen sie in Bayreuth, dann in Dresden beim „Lohengrin“, und jetzt wieder in Bayreuth. Schon eine echte Familie, diese Opernleute; Musik, die von Wagner zumal, ist halt einfach dicker als Wasser.

Man ist erleichtert am Grünen Hügel, naturgemäß, es könnte sogar sein, dass sich die Erleichterung ab 25. Juli zu echter Freude veredelt: Schwanenritter Piotr Beczala kommt ja nicht aus fernem Land, unnahbar unsern Schritten, er begeisterte seinerzeit im nahen Dresden. Es könnte sein, dass – wie vor zwei Jahren im Fall von Hartmut Haenchen – die zweite Wahl die Trauer über die entgangene erste spürbar dämpft.

Alagna - musste das sein?

Man kann weiterhin fragen, ob sich die Festspiele die Hochrisiko-Kür des seltsam zaudernden und distanzierten Roberto Alagna vor drei Jahren wirklich antun mussten. Andererseits, siehe oben: Theaterdonner gehört schon dazu. War halt diesmal von besonders langer Hand vorbereitet.

Jedenfalls: Die Festspiele haben ihre Probleme in diesem Falle routiniert beigelegt, auch, weil hinter den Kulissen eine Reihe Menschen unbürokratisch -oder familiär - Wege geebnet zu haben scheinen. Absage, Krise, Happy End - Beifall. Aber in gebotener Kürze. War auch wirklich nur ein Mini-Drama.

michael.weiser@nordbayerischer-kurier.de

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