Er wird die zusammengerechnet 456 Kilometer ohne Hilfe Schwimmen müssen, er wird die 21.600 Kilometer auf seinem Triathlonrad ohne Hilfe fahren müssen, und er wird auch die 120 Marathons ohne Hilfe laufen müssen. Gleichwohl dürfte er nebst unter anderem medizinischer Betreuung selten alleine sein. Aber auch das ist Deichmann von seinen Touren gewohnt. Er reißt Menschen mit, er begeistert mit seiner Begeisterung.
"Ich habe mittlerweile so viel Feedback bekommen von Leuten, die sich angekündigt haben, die da sein oder mitmachen wollen. Das wird ein richtiger Volkslauf am Ende", meinte Deichmann. Bis zum letzten Kilometer der Challenge120 am frühen Abend des 5. September ist es für Deichmann aber noch ein weiter Weg.
Aber so denkt der Extremsportler nicht, der auch schon den Spitznamen "Deutscher Forrest Gump" bekam. "Ich sage immer, ich renne von Schokoriegel zu Schokoriegel", beschrieb er einmal seine Herangehensweise. Er denke sich nicht: "Oh, es sind noch 5000 Kilometer und ich habe Gegenwind, sondern: Hey, in 20 Kilometern kommt eine Tankstelle und da gibt es einen Schokoriegel. Geil, darauf freue ich mich."
Der Meilenstein im Kopf
Mit Schokoriegeln wird es auch bei der Challenge120 nicht getan sein. Gegen Mittag plant er Tag für Tag eine kleine Pause zum Essen: Pasta oder Ähnliches wird es dann geben. Kohlenhydrate einerseits, leicht bekömmlich andererseits. Danach geht es weiter. Nach dem Start um 7.00 Uhr im Rothsee - wird er gegen 18.40 Uhr im Ziel erwartet, das in 119 Fällen am Büro des Challenge-Teams ist.
Am 7. Juli wird Deichmann in der Triathlon-Arena einlaufen, die einmal im Jahr auch zur Traumerfüllung tausender Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt wird. Der Extremsportler wird bei den Profis am Start sein bei der Challenge Roth, dem größten Langdistanz-Event. Bis auf die Schwimmstrecke wird es für ihn die gleiche Route sein, beim Rennen geht es aber statt in den Rothsee in den Main-Donau-Kanal.
Für Deichmann wird es die Halbzeit, Nummer 60 sein. "Das habe ich natürlich im Kopf als Meilenstein", sagt er. Dann wird er auch den Gänsehaut-Faktor Solarer Berg so richtig kennenlernen, wenn Zehntausende die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem engen Spalier wie bei einer Alpenetappe der Tour de France nach oben schreien. Am Tag danach wird Deichmann Zeuge der restlichen Aufräumarbeiten.
Wenn körperliche Erschöpfung wunderschön ist
Eine "wahnsinnige mentale Herausforderung" sei das Vorhaben, betonte die ehemalige Hawaii- und zweimalige Roth-Siegerin Anne Haug. Als "beispiellos" stufte Challenge-Roth-Renndirektor Felix Walchshöfer Deichmanns Projekt ein.
Der bisherige Rekord liegt bei 105 Langdistanzen nacheinander. Auf die 120 kam Deichmann, weil er die Distanz zusammengerechnet bei seinem Triathlon um die Welt absolviert hatte. Er finde körperliche Erschöpfung wunderschön, erklärt Deichmann einmal: "Der Zustand, sich zu erholen, nachdem man wirklich Gas gegeben und viel geleistet hat, ist ein tolles Gefühl." Es mal ruhig angehen lassen, ist einfach nicht sein Ding.